Spät Antike

Die Kelten wurden zwischen den Germanen, die gegen Süden, und den Römern, die gegen Norden vorstießen, aufgerieben. Sie gingen etwa um die Zeit von Christi Geburt unter, oder in den neuen Völkern auf. Keltische Volksgruppen gibt es heute noch in Irland, Schottland, Wales und der Bretagne. Die Kelten bedrohten mehrmals das römische Reich.

15 vor Christus holten die Römer zum Gegenschlag aus. Nero Claudius Drusus, der Stiefsohn des Kaisers Augustus, überschritt 15 vor Christus die Alpen und gelangte über den Fernpass und die Klause ins Alpenvorland.

Der römische Dichter Horaz schildert das Zusammentreffen zwischen den Römern und den vindelikischen Kelten am Ausgang der Alpen: „Wie ein Reh, das die üppige Weide genießt, einen Löwen erblickt und dem Tod von unbekannten Zähnen entgegensieht, so erblickten am Fuß der rätischen Alpen die Vindeliker den Drusus als Feldherrn.“ Drusus besiegte die keltischen Vindeliker.

Hauptsiedlungsgebiet eines keltischen Stammes war die Lechgegend: hier siedelte der bekannte keltische Stamm der Vindeliker. Eine Untergruppe dieses Stammes waren die Likatier mit einem Siedlungsgebiet zwischen Augsburg und den Alpen. Der Name „Lech“ selbst ist keltischen Ursprunges. Der Lech hieß bei den Kelten Licca, was wahrscheinlich soviel wie „der rasch Fließende“ bedeutet. Es gibt aber auch andere Deutungen.  Der Zusammenhang zwischen dem Namen des Flusses und dem Stammesnamen „Likatier“ ist unverkennbar. Der Lech durchfloss somit das Kernland der Vindeliker. In nicht allzu großer Entfernung von Pinswang finden wir noch heute die Reste keltischer Siedlungen.

Pinswang am nächsten liegt die ehemalige Keltensiedlung Damasia. Ihre heutigen Reste finden wir am Auerberg zwischen Füssen und Marktoberdorf. Pinswang liegt davon nur gute zwanzig Kilometer Luftlinie entfernt! Ebenfalls nicht allzu weit entfernt, zwischen Schongau und Landsberg, lag Abodiacum, das heutige Epfach. Und schließlich lag die wichtigste Stadt im keltischen Vindelikien - die älteste Stadt Deutschlands überhaupt - in greifbarer Nähe: Cambodunum, das heutige Kempten. In Pinswang befinden sich die Reste einer alten keltischen Viereckschanze. In unmittelbarer Nachbarschaft nördlich davon gibt es deren viele. Pinswang ist nach derzeitigem Forschungsstand die südlichste. Die Anlage entspricht dem Typus einer sogenannten „keltischen Viereckschanze“.  Was hatte es mit diesen keltischen Viereckschanzen auf sich? Solche Viereckschanzen waren heilige Tempelbezirke. Der Name „Schanze“ ist höchst unglücklich gewählt, versteht man doch darunter eine militärische Verteidigungsanlage. Die keltischen Viereckschanzen haben nichts von dem an sich. Es handelte sich lediglich um eine optische Abgrenzung des heiligen Bezirkes, in dem die Druiden ihre geistlichen Aufgaben verrichteten.

Auch in der heimischen Sage hat sich der Untergang der Kelten im Kampf gegen die Römer (15. v. Chr.) erhalten. Diese Sage spielt unmittelbar nördlich von Ehrenberg. Sie berichtet von der Entscheidungsschlacht in der wallumwehrten Keltenfestung Damasia, dem heutigen Auerberg: „Es wurde so wild und erbittert gekämpft, dass die Frauen, als die Männer gefallen waren, ihre Säuglinge in die Spieße der anstürmenden Römer schleuderten, um sie vor der Knechtschaft und Sklaverei zu bewahren.“ Die Römer durchschritten erstmals 15 vor Christus das Außerfern; 46 nach Christus erbauten sie die Via Claudia Augusta. 476 ging das Weströmische Reich unter. 480 zogen die letzten Römer aus dem heutigen Österreich ab. Die Römerherrschaft dauerte somit auch im Außerfern fast ein halbes Jahrtausend, genau 495 Jahre.

Auf dem Weg nach Augsburg gelten folgende Straßenstationen gesichert Imst, Nassereith-Fernpass, Biberwier (einwandfrei ausgegraben), Bichlbach-Lähn, Breitenwang (im Bericht der heutigen Kirche) & Füssen. Die Via Claudia Augusta diente den Römern von 46 bis 480, also durch 436 Jahre. Wo es römische Straßen gab, gab es auch römische Straßenstationen. Über ihre Existenz im Außerfern gibt es keine historische Nachrichten. Das römische Straßennetz, das zum Ende des Römischen Reiches ungefähr 80.000 Kilometer umfasst haben dürfte, war in Zwischenstationen zweier Rangordnungen gegliedert.  Im Abstand von rund zwanzig römischen Meilen (rund 30 Kilometer) gab es Straßenstationen erster Ordnung, die auch eine Nächtigungsmöglichkeiten hatten. Dazwischen, also alle zehn römische Meilen (rund 15 Kilometer) gab es Stationen zweiter Ordnung, die in der Regel nur zum Pferdewechsel dienten.

Es gibt keinen vernünftigen Grund anzunehmen, dass diese Regelung im römischen Straßenwesen im Außerfern nicht gegolten hätte. Doch, wo lagen diese Stationen? Nehmen wir das römische Humiste (Imst) als Ausgangspunkt und das ebenfalls römische Foetibus (Füssen) als Endpunkt an, so liegen dazwischen ziemlich genau vierzig römische Meilen (also rund 60 Kilometer). Zwischen Humiste/Imst und Foetibus/Füssen müssen sich also eine römische Hauptstraßenstation und zwei Nebenstationen befunden haben. Teilen wir diese Wegstrecke, so stoßen wir ziemlich exakt – jeweils zwanzig römische Meilen sowohl von Humiste /Imst als auch Foetibus/Füssen entfernt – auf Lähn bei Bichlbach!

Von diesem Lähn bei Bichlbach wissen wir, dass es früher Mittewald hieß und noch im Mittelalter die wichtigste Zwischenstation auf dem Weg durch das Außerfern war. Wo waren dann die Stationen zweiter Ordnung, die Pferdewechselstätten? Zählt man von Humiste/Imst aus zehn römische Meilen, so gelangt man an den Fuß des Fernpasses im Bereich von Nassereith. Auf halbem Wege zwischen Lähn und Foetibus/Füssen liegt das nachmalige Breitenwang. Nach einer gewissen Logik müssten sich also im Bereich von Nassereith und Breitenwang die weiteren Straßenstationen befunden haben.

Text: Historiker Dr. Mag. Richard Lipp

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