Renaissance

Was war ein Pfleger von Ehrenberg? Würde heute eine Einzelperson im Außerfern die Stellung eines Bezirkshauptmannes, Gerichtsvorstehers und Militärkommandanten in einer Person bekleiden, so hätte er - könnte er auch noch Todesurteile verkünden - ungefähr die Stellung eines Pflegers von Ehrenberg. Das ist natürlich sehr vereinfacht dargestellt. Unter den bedeutenden und weniger bedeutenden Pflegern von Ehrenberg ragt eine Person besonders heraus: Ritter Jörg von Gossenbrot.

Jörg Gossembrot – der bedeutendste Pfleger von Ehrenberg
Gossembrot wurde um 1445 als Sohn eines wohlhabenden Augsburger Kaufmanns geboren. 1477 trat er unbesoldet als Rat und Pfleger von Ehrenberg in die Dienste des Tiroler Landesfürsten Erzherzog Siegmund, genannt der „Münzreiche“. Gossembrot bedurfte keines Soldes, denn er war es, der dem Landesfürsten die notwendigen Mittel beschaffen hat. So wurde er bald der eigentliche Herr über Ehrenberg, denn der Landesfürst musste ihm 1483 die Burg für 15.000 geliehene Gulden und zum Pfand verschreiben.

Als Siegmund 1490 zu Gunsten von König Maximilian (ab 1508 Kaiser) abdanken musste, wurde Gossenbrot Finanzmann des immer geldbedürftigen Königs und dessen fast allmächtiger Vertrauter. Maximilian verpfändete alle Einkünfte an Gossenbrot und dieser beschaffte ihm die nötigen Mittel. So viel Macht brachte auch viele Feinde. Gossenbrot starb 1502 in Füssen eines unrühmlichen Todes. Er soll von seinen Neidern mit einer vergifteten Blutwurst ins Jenseits befördert worden sein. Auch von Gossenbrots Körperkräften werden wahre Wunderdinge erzählt: Er konnte geschmiedete Hufeisen mit bloßer Hand biegen und galoppierende Pferde im vollen Lauf zum Stehen bringen. Sein Grab befindet sich in der St.Mang Kirche in Füssen.

Reutte verdankt Gossenbrot viel: 1489 wurde Reutte zum Markt erhoben und 1500 stiftete Gossenbrot die Kirche zur hl. Anna, weshalb ihm die Reuttener einen „ewigen Jahrtag“ stifteten. Unter Gossenbrot war Ehrenberg das „heimliche Finanzzentrum“ des Reichs!

Kaiser (König) Maximilian I. und Ehrenberg
Kein Kaiser, noch Landesfürst, war weder vor noch nach ihm so oft auf Ehrenberg wie Kaiser Maximilian – etwa dreißig mal! Unter Kaiser Maximilian, den man auch den letzten Ritter nannte, entstanden weitreichende Ausbaupläne, jedoch nur Pläne, von denen aus Geldmangel keiner jemals ausgeführt wurde!

Kaiser Maximilian wollte auch Füssen, das er Klein-Augsburg nannte, aus strategischen Gründen für Tirol erwerben. Im Jagd- und Fischereibuch des Kaisers ist der Plansee abgebildet, als dort gerade Kaiser Maximilian, bei einem Fest, am See eine türkische Gesandtschaft empfängt.

Im Außerfern gab es zehn Hirschjagdgebiete: Je eine erreichte man vom Schloss Sigmundsburg und Elbigenalp aus, drei von Lermoos und fünf von Ehrenberg. Dem gegenüber standen 24 Gamsjagdgebiete, davon acht von Ehrenberg aus erreichbar. Außerdem wird 1494 eine Bärenjagd beim Kaiserbrunnen am Plansee erwähnt. Einer seiner frühesten Aufenthalte galt einer Bärenjagd im Jahre 1494 am Plansee. Dazu lud er den Herzog Wilhelm von Bayern ein. Sie begann am Brunnen beim Plansee - heute Kaiserbrunnen genannt - allerdings nicht nach Kaiser Maximilian, sondern nach Kaiser Ludwig IV., so benannt. Für sein Vergnügen hielt sich der Kaiser zahlreiche Jagdgehilfen, so zum Beispiel je einen Forstknecht zu Ehrenberg, in Bichlbach und Lermoos. An der Ehrenberger Klause hatte der Kaiser eine Taferne mit ungefähr 30 Federbetten für seine Jagd eingerichtet.

Bei uns erleben Sie eine originalgetreue Darstellung des Kaisers.

Hier befanden sich kurz nach Maximilians Tod drei Truhen mit 613 Handbögen, 29 Pfeilen zum Gämsenschießen, 18 Tillmesser mit Scheiden, sechs Paar Fußeisen und eine Truhe mit acht überzogenen und 14 bloßen Jagdschäften. Galt die Hirschjagd immer schon als eine königliche Sache, so war die Gämsenjagd verbunden mit den Abenteuern einer besonderen Lieblingsbeschäftigung Maximilians. Da in Tirol die schönsten Hochwildjagden waren, ging der Kaiser hier am liebsten auf die Jagd. Die Jagd war für ihn eine Belustigung, besonders die Hetzjagd. „Es war eine große Hetz ...“, gemeint war eine große Hetzjagd. Die „Hetz“ wurde im Sprachgebrauch schließlich zum Begriff für etwas Lustiges. „So lustig sei es seit langer Zeit nicht mehr gewesen“, berichtete Maximilian, als er am 10. Dezember 1515 bei Ehrenberg sieben Gämsen gefangen hatte.

Religionskriege: Schmalkalden und der 30 jährige Krieg.

Diese Schlachtengeschichte erleben Sie täglich in der Schlacht um Ehrenberg.

Die Eroberung von Ehrenberg
Der Kaiser wirbt im nahen Nesselwang im Allgäu Landsknechte an. Sebastian Schärtlin von Burtenbach, ein erfahrener Krieger, ist der Söldnerführer der Schmalkalden. Er fasste den Plan, die kaiserlichen Truppen in Nesselwang anzugreifen und zu vernichten. Hierauf will er Innsbruck erobern, um den Nachschub spanischer und päpstlicher Truppen zu verhindern.

Die Schmalkalden haben bereits am 8. Juli 1546 Füssen kampflos besetzt. Die kaiserlichen Truppen flüchten ohne Widerstand über den Lech, der damals noch die Westgrenze nach Bayern war. Schärtlin ist mit  24 "Fähnlein" angerückt. Ein "Fähnlein" - die kleinste Truppeneinheit, mit unserer heutigen Kompanie vergleichbar - zählt rund 300 Mann. Es stehen also über 7000 Krieger angriffsbereit vor den Toren des Außerferns. Ehrenberg ist nur spärlich besetzt: genau 71 Mann - und diese noch kriegsuntauglich!

Auf Ehrenberg ahnt man nichts von der drohenden Gefahr. Keine Kundschafter sind ausgesandt worden. Schärtlin, der selbst in Füssen bleibt, setzte am 10. Juli beim Einbruch der Nacht 2000 Landsknechte Richtung Ehrenberg in Marsch. Ohne bemerkt zu werden, stehen sie am 11. Juli kurz nach Mitternacht vor der Ehrenberger Klause. Mit einem Überraschungsangriff erobern sie diese in kurzer Zeit. Der schmalkaldische Anführer fordert den Pfleger zur Übergabe des Schlosses Ehrenberg auf. Dessen Besatzung verweigerte den Widerstand mit der Feststellung: "Wer da schieße bei solcher Übermacht, den solle man erwürgen."

Der Pfleger übergibt Ehrenberg kampflos am 11. Juli um 10 Uhr Vormittag. Er und seine Besatzung erhalten freien Abzug. Die Schmalkalden besetzen das Schloss und setzen ihren Hauptmann Balthasar Fieger (aus einem alten Tiroler Geschlecht) zum Schlosshauptmann ein. Schärtlin gibt den Befehl, mit zehn Fähnlein (also rund 3000 Mann) gegen Innsbruck vorzurücken. Er will mit der Haupttruppe von 16 Fähnlein (rund 4800 Mann) folgen. Noch am selben Tag kommen die Schmalkalden bis Lermoos.  Inzwischen holen die Kaiserlichen zum Gegenschlag aus und bedrohen Augsburg. Die Schmalkalden müssen daher auf Befehl ihren Tirol-Feldzug abbrechen und umkehren. Schärtlin belässt aber Balthasar Fieger mit einer starken Besatzung auf Ehrenberg. Das Gebiet zwischen Reutte und Lermoos besetzen rund 3600 schmalkaldischen Krieger. Sie unternehmen Raubzüge in das Lechtal, raubten, plünderten und schlachteten das Vieh.

Die Rückeroberung von Ehrenberg „Ein Bruderzwist auf Ehrenberg“
Die Kaiserlichen senden zum protestantischen Schlosskommandanten Balthasar Fieger einen katholischen Verhandler: Melchior Fieger. Ironie der Geschichte: die beiden sind Brüder! Zwei Unterredungen der beiden Brüder verlaufen erfolglos, obwohl bei der zweiten Verhandlung sogar eine jährliche Pension von 300 Gulden als Gegenleistung für einen Abzug geboten wird. Auf beiden Seiten beginnen nun Kriegsvorbereitungen. Die schmalkaldischen Landsknechte in Reutte und auf Ehrenberg sind inzwischen schon auf 17 Fähnlein, also auf über 5000 Mann angewachsen. Die Kaiserlichen rücken mit einer kleineren Truppe über den Fernpass bis Heiterwang vor und besetzten die Anhöhe gegenüber Ehrenberg, damals "Falkenberg" und heute "Hochschanz" genannt. Am 24. August trifft die kaiserliche Hauptstreitmacht ein und richtete den Falkenberg für den Angriffskampf ein. Nochmals solle Balthasar Fieger zum Abzug bewegt werden.

Dieser lässt die kaiserlichen Verhandler ins Schloss kommen und beschimpfte sie als "Hudler und Pfaffenknechte". Er zeigt ihnen zum Spott einen halben Ochsen und bietet ihnen an, diesen mit ihnen zu teilen, denn die kaiserlichen Truppen leiden an Vepflegungsmangel. Am 30. August rücken die Kaiserlichen von Heiterwang kommend vor die Ehrenberger Klause, um die Tag und Nacht tätigen 400 Soldaten, die Schanzen errichteten, zu schützen. Balthasar Fieger versucht einige kleine Ausfälle und lässt die Schanzenbauer beschießen. Der Falkenberg ist am 3. September gefechtsbereit.  Noch in derselben Nacht werden sieben schwere Geschütze auf den Berg geschleppt. Auf beiden Seiten langen laufend Verstärkungen ein. In den Morgenstunden des 4. September beginnt ein heftiger Feuerwechsel. Melchior Fieger sendet seinem Bruder Balthasar - wie es heißt - eine Kugel zum Morgengruß ins Schloss hinüber. Die Kaiserlichen schießen ihre eigene Festung Ehrenberg am 4. und 5. September sturmreif und wehren einen Gegenangriff der Schmalkalden auf den Falkenberg ab. Mehrere Außen- und Innenmauern zerbersten. Plötzlich verstummte das schmalkaldische Geschütz. Die Kaiserlichen erstürmen das Schloss, finden es aber von den Besatzern verlassen vor. Lediglich die dampfenden Speisen des zubereiteten Mittagessens haben sie zurückgelassen.

Balthasar Fieger ist mit seinen Männern aus dem Schloss zu den schmalkaldischen Truppen nach Reutte geflüchtet und zieht bereits am Nachmittag mit allen Geschützen nach Füssen ab. Für kurze Zeit war die Kriegsgefahr für Ehrenberg gebannt. Ehrenberg wird notdürftig vom Schaden, den die kaiserlichen Truppen selbst angerichtet haben, in Stand gesetzt. Kaiser Karl V. kommt am 6. April 1552 ins Außerfern, um zu seinen Truppen am Rhein zu gelangen. Am Weg zwischen Lermoos und Bichlbach erreicht ihn aber die Nachricht, dass sein ehemaliger Vertrauter, Kurfürst Moritz von Sachsen, von ihm abgefallen und als Anführer der protestantischen Streitmacht  im Anmarsch sei. Ein Überfall auf den Kaiser, dessen Gefangennahme und die Zerschlagung des Konzils in Trient soll der protestantischen Sache zum Sieg verhelfen. Der Kaiser übernachtet in Bichlbach und kehrte am 7. April nach Innsbruck zurück.

Eilends wird gerüstet. Söldner werden angeworben. In dieser Eile findet man nur "arbeitsscheues, liederliches und geldloses Gesindel". Bald gleicht Reutte einem Heerlager. Ehrenberg ist - so scheint es - für den bevorstehenden Krieg bestens gerüstet. Moritz von Sachsen besetzt am 18. Mai Füssen und sendet Spione nach Reutte. Trotz der Nachricht über die starken kaiserlichen Truppen zieht er noch am selben Tag mit einer kleinen Elitetruppe zum Kniepass. 800 Soldaten, Verhaue und Geschütze lassen den Pass uneinnehmbar erscheinen. Er greift an und nach kurzer Gegenwehr fliehen die "Verteidiger" nach Reutte zur kaiserlichen Hauptstreitmacht. Sie  bringen Verwirrung und Angst mit. Der Kurfürst setzt den Flüchtenden nach und greift die ungeschützt in der Ebene von Reutte lagernde Streitmacht frontal an. Die Geschütze von Ehrenberg können - da zu weit entfernt - nicht in das Kampfgeschehen eingreifen. Der Kommandant ist abwesend. Verwirrung kommt in die führungslose Truppe. Sie erleidet eine vernichtende Niederlage. Nur wenigen gelingt die Flucht auf die Festung. Die übrigen werden getötet, gefangen oder in den Lech gejagt. Die Angaben über Tote und Gefangene schwanken; höchste Schätzung: 1200 Tote und 5200 Gefangene! Auf Ehrenberg herrschte Ratlosigkeit. Nicht einmal in der näheren Umgebung werden Wachen aufgestellt.

Ein ortskundiger Verräter führte einen Teil der kurfürstlichen Truppe auf die andere Seite der Ehrenberger Klause. (Ob sie den kürzest möglichen Umgehungsweg über die heutige "Hochschanz" nahmen oder den Weg über Plansee und Heiterwanger See einschlugen oder über die „Mäuerlen“ zum Heiterwanger See gelangten, ist ungewiss!) Am Morgen des 19. Mai stehen sie hinter der Ehrenberger Klause. Vor der Klause wartet der Kurfürst auf ein Zeichen zum Angriff. Die Verteidiger wenden ihre ganze Aufmerksamkeit dem Kurfürsten zu, als plötzlich in ihrem Rücken der Angriff erfolgt. Durch diesen Überraschungsangriff fiel die Klause im Nu in die Hände der Feinde, während sie das Schloss selbst nicht erobern konnten.

Ehrenberg am Vorabend des Dreißigjährigen Krieges
Auf den ersten Blick scheint das Außerfern gut gesichert. Am Stieglberg bei Pinswang ist eine Befestigung, die allerdings über Vils umgangen werden konnte. Erst wenn die Befestigungen von Roßschläg, Kniepass und Lechschanze durchstoßen werden, liegt Reutte offen da. Um ins Inntal vorzustoßen, muss Ehrenberg bezwungen werden. Nur ein starker Feind kann es sich leisten, Ehrenberg zu umgehen und dieses im Rücken zu haben. Ein Vorstoß über Bschlabs in das Inntal ohne Eroberung Ehrenbergs scheint zu riskant. Im Klausenwald ist zudem eine Schanze errichtet, damit die Festung nicht umgangen werden kann.

Die Ehrenberger Klause ist ein starker, den ganzen Talboden ausfüllender Torbau mit geräumigen Gewölben und weiten Böden, die einer beträchtlichen Anzahl von Leuten Unterkunft gewähren kann. Die Seitenmauern der Klause ziehen sich die Anhöhe hinauf, und das Vorgelände kann leicht unter Wasser gesetzt werden. Die Geschütze des Schlosses erreichen die gegenüberliegende Hochschanze, die noch nicht befestigt ist.

Die Nebenwege über Ehrwald und das Tannheimer Tal sind bei der Schanz und am Gachtpass durch Schanzen versperrt. Doch der Schein trügt! Trotz des Ausbaus der Befestigung unter Maximilian dem Deutschmeister ist diese im Jahr 1632 in einem katastrophalen Zustand. Zwar hat das Innsbrucker Zeughaus den ganzen Winter über Geschütz und Munition nach Ehrenberg geliefert. Aber nicht einmal die Befestigungen des Schlosses waren allzu gut erhalten. Die Sternschanze unterhalb des Schlosses ist „verfault und verwüstet und mit Unrat verwachsen“. Das Dach der Klause bedarf dringend der Ausbesserung und die Schanzen vor Reutte, am Gachtpass und bei Ehrwald stehen nur auf dem Papier.

Trotzdem verhandelt man in Innsbruck zwei Wochen, ob die Schanzen in Holz oder Stein auszuführen seien. Als diese wertvolle Zeit verstrichen ist, gestattete die Zeit ohnehin nur noch, die Schanzen am Stieglberg, bei Roßschläg, am Kniepass und die Lechschanze in aller Eile in Holz auszuführen. Aber erst als am 18. April 1632 die Knappen aus Schwaz und das Aufgebot eingetroffen sind, schreiten die Arbeiten zügig voran. Am 21. April 1632 erteilt der Erzherzog den Befehl, 15.000 Mann Aufgebot an die Grenzen des Landes zu führen.  Das Aufgebot des Gerichtes Ehrenberg steht bereits auf Posten. Es versieht die Wacht am Vilsrain, auf dem Wolfsberg in Reutte, bei der Ehrenberger Klause und an der Lechbrücke nach Aschau. Aus dem Ober- und Unterinntal kommen als Verstärkung insgesamt sechs Fahnen - vergleichbar mit einer Kompanie - in Reutte an. Die Fahnen von Imst, Hörtenberg (Telfs) und Innsbruck bleiben in Reutte, in Aschau und in der Klause. Die Schwazer werden in Lermoos einquartiert und sollen den Pass von Ehrwald decken. Die Petersberger (Silz) werden nach Bichlbach befohlen, um den Arbeiten bei der Klause nahe zu sein. Die Sonnenburger (Wilten) werden nach Nesselwängle verlegt, um die Gacht und das Tannheimer Tal zu schützen. Insgesamt liegen Anfang Mai etwas 1500 Mann an Ehrenbergs Pässen verteidigungsbereit. Im April 1632 besichtigt Erzherzog Leopold persönlich die Verteidigungsbereitschaft von Ehrenberg. Inzwischen nimmt die Entwicklung in Füssen einen für Tirol bedrohlichen Verlauf. Am 30. April 1632 fordern die Schweden die Stadt Füssen auf, sich durch eine Geldsumme von der Besetzung loszukaufen. Am 8. Mai erscheint ein schwedischer Trompeter vor Füssen und wiederholt die Forderung.

Am 14. Mai 1632 besetzen die Tiroler im Gegenzug Füssen. Am 20. Mai 1632 erfolgt ein Gegenstoß der Schweden. Als die Kriegsgefahr immer drohender wird, beorderte der Tiroler Landesfürst, Erzherzog Leopold V., weitere kriegserprobte Truppen ins Außerfern. Sie sind ein Teil der Streitmacht des Reichsgrafen von Aldringen, daher die „Aldringer“ genannt. Sie kommen in Eilmärschen zur Verstärkung ins Außerfern und ziehen mit 1400 Mann am 30. Mai in Reutte ein. Sie spannen unverzüglich ihre Forderungen zur Verpflegung sehr hoch. Diese im Krieg erprobte Streitschar zeigt alle Nachteile einer heimatlosen Söldnertruppe. In Innsbruck häufen sich die Klagen über ihre Willkür und Quälereien. Das Proviantamt in Reutte kann ihre Forderungen nicht mehr erfüllen, denn sie benötigen täglich 3448 Pfund Brot, 1862 Pfund Fleisch, 1904 Maß Wein und 600 Pfund Hafer für die 166 Pferde. Das Proviantamt bricht unter der Last dieser Anforderungen zusammen, weshalb sich diese zügellose Truppe mit Gewalt verschaffte, was sie nicht bekam. Zur Verpflegung werden Raubzüge ins Allgäu unternommen. Der schwedische Gegenzug folgt: Ein gewaltiges schwedisches Heer unter Führung von Herzog Bernhard von Weimar strebt Tirol zu. Am 21. Juni sind die Schweden schon bis auf drei Fußstunden gegen Füssen vorgerückt. Zwei Trompeter fordern die Stadt im Namen des Königs Gustav Adolf auf, sich freiwillig zu ergeben. Am Abend lagert die ganze Macht der Schweden auf dem linken Ufer des Lechs: drei Regimenter zu Pferd und vier zu Fuß, insgesamt 5000 Mann.

Sechs schwere Geschütze - für eines benötigt man achtzehn Pferde! - richteten drohend ihre Mündungen auf die Stadt. Am 23. Juni 1632 stürmen die Schweden und nehmen Füssen ein. Das Außerfern - mit ihm ganz Tirol - ist in höchster Gefahr. Erzherzog Leopold beordert unverzüglich alle verfügbaren Mannschaften ins Außerfern. Erzherzog Leopold eilt selbst an die bedrohte Grenze. Am 25. Hier sieht er die ganze trost- und hoffnungslose Lage für Ehrenberg. Die Schanzen, die ein ganzes Land beschützen sollen, sind flüchtig und daher schlecht gebaut und in aller Eile nur in Holz errichtet. Ein schwedischer Angriff an mehreren Seiten - über Tannheim, Kniepass, Roßschläg, Ehrwald und Scharnitz - muss verheerende Folgen haben, denn nicht einmal 2000 Mann stehen zur Verteidigung im Außerfern bereit. Die Schweden halten Füssen besetzt, und stündlich muss mit einem Angriff auf das Außerfern gerechnet werden.  Am 25. Juli 1632 fallen die Schweden erstmals im Außerfern ein und besetzen Vils. Sie senden eine starke Vorhut bis nach Brandstatt (heute Gemeinde Musau) und spionieren den Straßenübergang nach Roßschläg aus. Unerwartet ziehen sie jedoch am 27. Juni wieder aus Vils ab, das sie gräulich verwüstet haben. Für die Nacht vom 30. Juni auf den 1. Juli erwarteten die Tiroler den Angriff der Schweden auf Ehrenberg. Doch die Schweden kommen nicht. Sie ziehen sogar von Vils ab, ohne dort eine Besatzung zurückzulassen. In Füssen lassen sie nur eine schwache Besatzung zurück. Die Schweden haben nun andere Kriegsziele. Ihr Vorstoß richtet sich nun gegen eine in der Donaugegend liegende kaiserliche Armee des Grafen Montecuculi. Am 1. Juli steht kein Schwede mehr auf Tiroler Boden. Tirol scheint gerettet, lediglich Vils ist verwüstet. Die schwedische Besatzung in Füssen ist jedoch ein Anzeichen, dass die Schweden wiederkommen können.

Am 28. Juli 1632 fällt eine schwedische Reitertruppe im Tannheimer Tal ein. Insgesamt 50 schwedische Reiter gelangen am frühen Morgen des 8. Juli bis an die Verschanzungen bei Weißenbach, die von 24 Mann des Außerferner Aufgebotes besetzt ist. Sie verlangen die Öffnung der Schanze und versprechen, niemandem ein Leid geschehen zu lassen. Was man von solchen schwedischen Versprechungen halten kann, zeigen die nächsten Minuten. Bevor sich die kriegsunerfahrenen Bauern diese Forderungen überlegen können, sind sie von den schwedischen Reitern umringt. Zwei Außerferner werden erschossen, einer niedergehauen und acht gefangen genommen, die restlichen können entrinnen. Als die Kunde davon auf Ehrenberg  eintrifft, schickt der Kommandant der Aldringer den Schweden etliche Dragoner entgegen. Diese sind gerade dabei, unterhalb des Gachtpasses fünf mit Wein für die erzherzogliche Hofküche beladene Wagen auszurauben, als die Kaiserlichen auf die Schweden zustürmen und sie in die Flucht schlagen. Die Reiter sind gerade noch rechtzeitig eingetroffen, haben die Schweden doch gedroht, das ganze Tannheimer Tal zu plündern und Tannheim in Brand zu stecken.  Zehn Tage lang, vom 17. bis zum 27. Juli 1632, scheint sich das Kriegsglück dem Tiroler Landesfürsten, Erzherzog Leopold V., zuzuwenden. Am 16. Juli rückten die Soldaten aller erzherzoglichen Truppen nach Vils vor. Die Truppen des Erzherzogs schießen große Löcher in die Stadtmauer, doch es mangelte ihnen an guten Kanonieren. Trotz dreifacher Aufforderung zur Übergabe und des Angebotes auf freien Abzug bleibt die schwedische Besatzung standhaft. Am 19. Juli um acht Uhr früh setzen sie von allen Seiten zum Angriff auf Füssen an und die Schweden müssen kapitulieren. Nun plündern die Kaiserlichen Füssen. Die Herzoge Bernhard und Ernst von Weimar, selbst ohne Land, sind gefürchtete Feldherren der Schweden. Aufgescheucht durch die Erfolge der kaiserlichen und tirolischen Truppen ziehen sie mit 7000 Mann gegen Schwaben. Am 27. Juli treffen die Schweden mit 6000 Mann vor Füssen ein. Am 28. Juli rücken die Schweden mit großer Übermacht auf Vils zu. Erstaunt über die kampflose Räumung der Schanzen rückten die Schweden erst am 29. Juli mittags über den Lech und ziehen kampflos in Reutte ein. Vom Schloss Ehrenberg und den anschließenden Höhen aus sehen die Tiroler Truppen tatenlos dem Einzug der Feinde in Reutte zu. Diese begannen sofort mit der Plünderung, und am meisten wüteten die übergelaufenen Aldringer. Sie stürzten sich auf das erzherzogliche Salzlager, räumten es aus und führten das Salz nach Füssen. Die Wirte litten am meisten unter dem Ungestüm der Eindringlinge. Öfen, Fenster und Türen wurden eingeschlagen und der Hausrat vernichtet.

Oberst Wolkenstein hatte inzwischen im Außerfern alle Eingänge ins Land besetzen lassen. Seine Hauptmacht lag auf dem Schloss und in der Klause Ehrenberg. 60 Söldner und 40 Mann des Aufgeboten waren im Klausenwald postiert, um eine Umgehung des Schlosses zu verhindern. Ehrwald war mit 100 Mann des Sonnenburger Aufgebotes besetzt. Der Ammerwald war mit 50 Mann bedeckt. Am 30. Juli besetzten 50 Söldner und 50 Mann des Aufgebotes die Schanzen am Rossrücken, gruben den Weg zum Plansee ab und rissen den dortigen Steg nieder. Am Nachmittag des 30. Juli setzten sich drei schwedische Reitergruppen zum Rossrücken in Bewegung. Als sie die dortigen Absperrungen bemerkten, saßen sie ab und kamen zu Fuß näher. Alles war still, denn die Tiroler  wollten sie in Schussweite bekommen. Die Schweden, die offenbar nur einen Erkundungsritt unternommen hatten, machten kehrt und ritten nach Breitenwang zurück.

Die Herzöge Bernhard und Ernst von Weimar erschienen, von einer Reiterschar begleitet, am freien Feld zwischen Reutte und Breitenwang und nahmen die umliegenden Höhen in Augenschein. Ein Breitenwanger wurde dazu verhalten, über das Schloss, die Klause, die Verschanzungen, der Stärke der Besatzung und die Ankunft der bayerischen Hilfe Aufschluss zu geben. Ein Füssener Bürger, der schwedenfreundlichen Partei, befand sich bei den Herzögen und forderte sie auf, gleichzeitig mehrere Angriffe zu unternehmen.

Doch dazu blieb den Schweden aber keine Zeit. Am Abend des 30. Juli forderte ein Bote die sofortige Rückkehr und die Teilnahme des Herzogs von Weimar an der Entscheidungsschlacht zu Nürnberg. Noch am Abend zog die schwedische Reiterei zum Kniepass ab. Am Morgen des 31. Juli riefen die Trompeten zum allgemeinen Rückzug. In wenigen Stunden stand kein Schwede mehr auf dem Tiroler Boden.

Text: Historiker Mag. Richard Lipp

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